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Constanze Knaack-Schweigstill HWK Trier

Deutsche Meisterschaft im Handwerk: Siegerporträts

Lernen Sie hier unsere aktuellen Sieger/innen der Deutschen Meisterschaft im Handwerk näher kennen:



Bundessieger aus 2022

Fabian Schulz Bundessieger die Gute Form 2022
Tess Brahm

Von Anfang an auf Sieg gesetzt

Ein einfaches Möbel zu bauen und zur Prüfung einzureichen, kam für den Kunstschmied Fabian Schulz nicht in Frage. Sein Gesellenstück sollte etwas ganz Besonderes werden und ihn herausfordern. „Mir schwebte ein schöner Tisch vor. Und zwar formschön aus jeder Perspektive, das war mir ganz wichtig!“ , sagt der 23-Jährige. „Außerdem mag ich Kontraste.“ So entschied Fabian sich für eine drei Zentimeter dicke Platte aus heimischer Eiche, deren Astlöcher mit Kunstharz ausgefüllt sind. Die Beine hat er aus schwarzem Stahl gefertigt. Doch der Tisch sollte nicht nur durch Ästhetik allein bestechen. Also suchte Fabian nach einem Clou. Auch dadurch sollte sich sein Gesellenstück von anderen Tischen abheben.

Sein Gesellenstück

Dann kam der junge Kunstschmied auf einen Bausatztisch – auseinandernehmbar und daher flexibler als herkömmliche Modelle. Die pfiffige Idee hat er mit einem ausgeklügelten Verschlussmechanismus umgesetzt: „Die Tischbeine lassen sich mit nur einem einzigen Werkzeug auswechseln. Sie werden mit einem goldfarbenen Extender an die Platte gespannt und sitzen dadurch sehr fest. So etwas kann und macht schließlich nicht jeder“, sagt Fabian und bewarb sich damit beim Wettbewerb „Die Gute Form“ .

Arbeiten auf hohem Niveau

Seinen Beruf hat Fabian in der Kunstschmiede Hans-Jörg Bender in Schweich erlernt. Dafür ist er aus der Kölner Region nach Trier gezogen. Mit seinem Ausbildungsbetrieb hat der junge Mann eine gute Wahl getroffen. Sein Chef hat jüngst den Deutschen Metallbaupreis für die Innenraumgestaltung der saarländischen Abtei Tholey gewonnen. Ein erfolgreicher Ausbilder färbt offensichtlich auch auf die Lehrlinge ab. Denn aus dem 1991 gegründeten Betrieb gehen nicht nur preisgekrönte Werke hervor, sondern auch zahlreiche Siegerinnen und Sieger in Leistungswettbewerben, darunter allein drei Bundessieger. „Wir haben das Glück, auf hohem Niveau arbeiten zu können“, sagt Hans-Jörg Bender. „Unsere Kunden kommen gezielt zu uns, weil sie hier eine anspruchsvolle Arbeit in bester Qualität und Ausführung bekommen.“ 

Ausbildung in der Kunstschmiede Hans-Jörg Bender

Ausbildung sei ihm enorm wichtig, betont der Kunstschmiedemeister und Gestalter im Handwerk, zudem Restaurator im Schmiede- und Metallbauerhandwerk. Mit seinen Arbeiten hat er sich in der Region und darüber hinaus verewigt, angefangen von Kunst am Bau mit beispielsweise der Stahlskulptur am Schweicher Verkehrskreisel bis hin zur Restaurierung von Metall- und Schmiedearbeiten an denkmalgeschützten Häusern oder Kirchen in vielen Städten Deutschlands wie etwa dem bronzenem Eingangsportal von Liebfrauen in Trier. „Bei uns herrscht ein gutes Arbeitsklima. Wer hier arbeitet, tut das gerne. Wir verzichten bewusst auf eine Stempeluhr. Jeder wird ernstgenommen, ob Azubi oder Meister. Ohne Lehrlinge hätte ich keine Fachkräfte.“

Wir machen Kunst

Benders Erfolgsrezept beruht auf seiner Philosophie: „Wir haben einen eigenen Stil und eine individuelle Handschrift. Bei uns entstehen eigene, ehrliche Formen, die auf einem sorgfältig ausgearbeiteten Entwurf beruhen. Falls ich auf bestehende Formen zurückgreife, dann kopiere ich sie nicht, sondern zitiere sie. Wir machen Kunst, und das wollen wir auch nach außen tragen.“ Zudem gelingt ihm der Spagat zwischen Tradition und Technologie: „Laser und Wasserstrahlschneiden setzen wir zwar auch ein. Handwerkliche Fertigkeiten und Techniken müssen aber unbedingt erhalten bleiben. Neue Technologien sind bei uns stets mit handwerklichem Charakter verbunden. So schaffen wir Unikate und hinterlassen individuelle Spuren." Diese Haltung spiegelt sich auch in dem ausgezeichneten Gesellenstück wieder. Die Tischbeine etwa zitieren den Jugendstil, sind aber zugleich modern und funktional gestaltet – eine perfekte Symbiose, die Kenner von hochwertig und künstlerisch gestaltetem Handwerk suchen und in der Schweicher Schmiede finden. Beim Bundeswettbewerb eine Medaille zu gewinnen, war von Anfang an Fabians Plan. „Das ist wirklich mega“, sagt er, „auch wenn ich das noch gar nicht richtig realisiert habe.“

Jetzt der Meister

Weitere Pläne schmiedet der junge Preisträger bereits: Fabian will bald seinen Meister machen. Er hat Spaß daran, sein Wissen weiterzugeben. Daher möchte er später gerne unterrichten. Vielleicht schiebt er zwischendurch noch ein Studium ein. „Ich muss immer was zu tun haben. Am liebsten etwas, das mich weiterbringt. Derzeit baue ich zuhause im Garten einen Whirlpool.“ Als ausgebildeter Handwerker traut er sich das zu, auch wenn er nicht in diesem Metier ausgebildet wurde. „Ich lerne dadurch ja viel dazu.“ In seinem Ausbildungsbetrieb etwa bringt der frischgebackene Geselle, der hohe Ansprüche an sich selbst hat, sein Know-how auch gerne gegenüber den Lehrlingen ein. „Es ist gut, wenn ich etwas erklären kann. Nicht nur, weil ich es dann auch selbst verstanden habe. Es erfüllt mich, wenn meine Arbeit und die der anderen besser werden. Und wenn etwas gut geworden ist, macht mich das glücklich.“

Nina Weber 2. Bundessiegerin PLW 2022
Laura A. Herzmann

Das Gute liegt so nah

Ein kaufmännischer Beruf bietet viele Möglichkeiten, sagte sich Nina Weber aus Erden und entschied sich nach dem Fachabitur für eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau. Eigentlich hatte ihr etwas ganz anderes vorgeschwebt. Doch sie war unsicher, ob sie als Frau tatsächlich ins Handwerk gehen sollte: „Damals hatte ich mich schon für männertypische Berufe interessiert. Ich habe mich aber nicht getraut, diesen Schritt zu machen.“ Obwohl sie in ihrem Bürojob unzufrieden war, zog sie die Ausbildung pflichtbewusst durch. Der Zufall wollte es, dass Nina dann doch noch den richtigen Beruf für sich entdeckt hat. Der Stein kam ins Rollen, als sie auf einer Karnevalssitzung Anne Berg aus der Erdener Dachdeckerei Berg Dach + Schiefer traf. Die beiden kannten sich schon lange aus dem Erdener Dorfleben und kamen ins Gespräch. Anne Berg bot Nina ein Praktikum in der Dachdeckerei an. Inzwischen arbeitet sie dort als Gesellin.

Ihre Vorbehalte und Bedenken sind längst vom Tisch

An der Seite von fünf Gesellen, einem Meister und zwei Auszubildenden fühlt Nina sich anerkannt und wertgeschätzt. „Dachdeckerinnen sind keine so große Sensation mehr wie früher“, sagt Markus Berg, Firmenchef und Obermeister der Dachdeckerinnung Bernkastel-Wittlich. „Dennoch haben wir uns vor Ninas Ausbildung gemeinsam gründlich überlegt, was auf alle Beteiligten zukommt. Am Ende waren wir alle davon überzeugt, dass das eine gute Sache wird.“

„Das erfüllt mich mit Freude.“

Was Nina am Dachdeckerhandwerk besonders schätzt: „Draußen arbeiten, die tolle Aussicht über den Dächern, die abwechslungsreichen Aufgaben. Und am Abend kann ich sehen, was ich am Tag geschafft habe. Das erfüllt mich mit Freude.“ Gleich zu Beginn ihrer Ausbildung war sie an der Neueindeckung der 300 Jahre alten Kirche in Erden beteiligt. Für Nina war das ein Volltreffer – nicht nur, weil Kirchen ihre bevorzugten Baustellen sind. „In meinem Heimatort am Kirchenschiff von St. Anna mitgewirkt zu haben, ist für mich etwas ganz Besonderes. Darauf bin ich noch heute stolz.“ Umgekehrt können die Erdener stolz auf das junge Dachdeckertalent aus ihrem Heimatort sein: Nina hat beim Bundesleistungswettbewerb im Dachdeckerhandwerk den zweiten Platz geholt und sich damit für die Dachdecker-WM 2024 qualifiziert.

Lebenslanges Lernen ist Ninas Motto – im Sommer fängt ihr Meisterkurs an

Auch in Sachen Weiterbildung will das junge Handwerkstalent hoch hinaus: „Ich möchte beruflich nicht stehenbleiben, sondern laufend dazulernen“, sagt die 25-Jährige und zählt verschiedene Schritte auf ihrer Karriereleiter auf, darunter einen Vorarbeiterlehrgang, den Staplerschein, einen Bleilehrgang. Ein Dach mit der Drohne aufzumessen, beherrscht sie genauso wie die Bedienung des hauseigenen Autokrans mit Arbeitsbühne. Bald wird sie in Schleswig-Holstein einen Lehrgang in Sachen Reetdachtechnik besuchen: „Mal was anderes“, freut sie sich. Ihre Weiterbildung zur Dachdeckermeisterin will die energiegeladene Erdenerin noch in diesem Jahr beginnen. Berg Dach + Schiefer ist auf Naturschiefer und altdeutsche Deckung spezialisiert. Diese Technik wird auch überregional nachgefragt, sodass das Team auch mal auf Montage ist. In der Regel ist um 6 Uhr Abfahrt zur Baustelle. Nach zehn Stunden ist Feierabend und ab Freitag schon Wochenende. Die Vier-Tage-Woche praktiziert der Betrieb schon lange. Nina gefällt das alternative Arbeitszeitmodell zur klassischen 40-Stunden-Woche: „Wenn es in der Mittagshitze zu warm ist, um auf dem Dach zu arbeiten, machen wir halt länger Pause als sonst und gehen zum Beispiel eine Runde schwimmen. Und ein langes Wochenende zu haben, ist sowieso toll.“ So hat sie in jeder Woche drei Tage am Stück frei.

Dachdeckerin aus Leidenschaft

Viel Bewegung an frischer Luft ist Ninas Ding: Sie mag Wandern, Radfahren und Fußballspielen. Großgeworden ist sie in einem alten Winzerhaus. Dort wohnt sie heute noch mit ihren Eltern. Das Dach ist – wie könnte es anders sein – aus Schiefer. „Da muss man eines Tages auch mal ran“, sagt die junge Fachkraft. Keine Frage, dass Nina daran beteiligt sein wird – für die junge Dachdeckergesellin eine Ehrensache! Ohnehin schreibt sie Berufsehre groß. Selbstbewusst trägt sie die traditionelle schwarze Dachdeckerkluft. „Den Koppelgürtel mit Zunftzeichen hat Nina erst getragen, nachdem sie ihre Gesellenprüfung bestanden hatte“, sagt ihr Chef anerkennend. „Den wollte sie sich erst verdienen.“ Auf die Walz zu gehen, kann sich die junge Moselanerin allerdings nicht vorstellen: „Dafür bin ich viel zu heimatverbunden. Ich bin hier verwurzelt und mit meinem Leben rundum zufrieden.“

Pia Hoehl 2. Bundessiegerin PLW 2022
Constanze Knaack-Schweigstill HWK Trier

Man muss dafür gemacht sein

„Bestatterin? Echt jetzt?“ Derartige Kommentare hört Pia Hoehl öfter, wenn sie nach ihrem Beruf gefragt wird. „Die Reaktionen reichen von Abneigung bis Interesse. Die meisten Menschen sind aber dafür aufgeschlossen, mehr darüber zu erfahren. Dann nutze ich gerne die Gelegenheit, mit Vorurteilen über meinen Beruf aufzuräumen“, sagt die aus Pellingen stammende junge Frau. Ihr Einfühlungsvermögen, ihre Wortgewandtheit und innere Stärke lassen keinen Zweifel daran, dass die 22-Jährige Berührungsängste abbauen kann. „Manchmal ergibt sich ein solcher Austausch sogar auf einer Party. Man muss aber ein Gespür dafür haben, ob die Situation für sensible Gesprächsthemen geeignet ist.“

Beim Girls’Day erste Einblicke in den Beruf

Erste Einblicke in die Arbeit einer Bestattungsfachkraft erhielt Pia bereits während ihrer Schulzeit in Trier. Als 14-Jährige hatte sie am Girls‘ Day teilgenommen, der jährlich Ende April stattfindet. Dass ihre Wahl ausgerechnet auf ein Bestattungsinstitut fiel, ist ihrer Mutter zu verdanken. Die Kinderkrankenschwester ahnte, dass der Bestatterberuf gut zu ihrer Tochter passen würde. Schon als junges Mädchen hatte Pia sich mit vielen Fragen zum Tod und dem, was danach kommt, an ihr Umfeld gewandt. „Nach dem Girls‘ Day bei Bestattungen Grandjean in Trier hatte ich genug Zeit, meinen Berufswunsch zu überdenken. Nach einem zweiwöchigen Praktikum habe ich mich dann für eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft entschieden“, sagt Pia. Nach ihrer Wanderung auf dem Jakobsweg 2019 war sie sich dann ganz sicher. „Ich verstehe meinen Beruf als Berufung. Man muss dafür gemacht sein“, sagt die umsichtige junge Frau.

Umgang mit Trauernden ist Teamarbeit

In der Ausbildung hat Pia alles, was eine Bestattungsfachkraft wissen muss, gelernt: Hygiene,  Grabtechnik, Friedhofswesen, Krematoriumstechnik, Bestattungsgesetze und vieles mehr. Ihr großes Fachwissen kommt Pia tagtäglich zugute. „In unserem Beruf ist es oberstes Gebot, die Angehörigen in schweren Stunden und die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg kompetent zu begleiten. Wir möchten unseren Kunden die Sicherheit geben, dass das Begräbnis als letzte Erinnerung an einen Verstorbenen ohne Zwischenfälle abläuft. Daher müssen wir vorbereitet sein, wenn einmal etwas nicht nach Plan verläuft.“ So sei es beispielsweise schon vorgekommen, dass der Pfarrer zum Begräbnistermin im Stau stand und auch die Chefin unvorhergesehen ausfiel. „In solch einer Situation ist es wichtig, dass weder wir noch die Angehörigen in Panik verfallen. Einmal bin ich spontan eingesprungen und habe dann die Trauerrede gehalten“, erinnert sich Pia. „Die Trauergemeinschaft war davon sehr angetan und dankbar.“ Der Beruf bringt es mit sich, dass Pia sich jetzt schon Gedanken über ihre eigene Bestattung macht. „Auf jeden Fall werde ich sie von langer Hand gut planen“, sagt Deutschlands zweitbeste Bestattungsfachkraft. „Wenn mir an der Gestaltung eines Begräbnisses etwas besonders gut gefällt, dann notiere ich mir das.“ Durch Schreiben verarbeitet Pia ihre Gedanken und Gefühle. „Wenn Kinder oder Gleichaltrige versterben oder  Menschen auf besonders tragische Weise ums Leben kommen, geht mir das besonders nahe. Ich kann meine Gedanken nicht einfach an der Haustür abstreifen. Glücklicherweise kann man sich im Team über Trauerfälle austauschen und außerdem üben, Sterbefälle nicht so nah an sich heranzulassen.“

„Lachen und Trauern müssen sich nicht gegenseitig ausschließen“

„Auch wenn die Themen freudlos klingen mögen: Bestattungsfachkräfte laufen nicht wie Trauernde durch die Gegend. Lachen und Trauern müssen sich nicht gegenseitig ausschließen“, sagt Pia, die in ihrer Freizeit nicht viel Action braucht, sondern lieber liest, Serien schaut, gerne kocht und Spieleabende mag. „Wenn es zur verstorbenen Person passt, finde ich es tröstlich und sogar schön, wenn in unserem Trauercafé auch mal gelacht wird. Oder wenn im Rahmen einer Beerdigung ein fröhliches Lied angestimmt und damit das Leben gefeiert wird.“ Ihren Freund, ebenfalls Bestattungsfachkraft, hat sie im Bundesausbildungszentrum der Bestatter im fränkischen Münnerstadt kennengelernt. Jetzt wohnen beide in Neuss. „Erstmal möchte ich Erfahrungen in meinem Handwerk sammeln und mich weiterbilden, eventuell zur Trauerrednerin“, sagt Pia. „Später folgt vielleicht der Meisterbrief, ein Theologiestudium oder eine Karriere als Autorin. Mit meiner Ausbildung stehen mir viele Türen offen.“



Bundessieger aus 2021

1. Bundessieger Christoph Becker 2021
HWK Trier

Christoph Becker aus Rheinland-Pfalz ist der beste Maurer Deutschlands 2021!

Bei der 70. Deutschen Meisterschaft in den Bauberufen holte der 22-jährige Christoph Becker aus Dreis (Rheinland-Pfalz) die Goldmedaille und ist damit der beste Maurer Deutschlands 2021. Silber ging an Tim Hakemeyer aus Hannover (Niedersachsen), Bronze gewann Anton Rode aus Dresden (Sachsen). Mit einer festlichen Abschlussveranstaltung ging die 70. Deutsche Meisterschaft in den Bauberufen nach drei Wettkampftagen in Erfurt zu Ende. Gastgeber des Wettbewerbs, der vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) ausgerichtet wird, war das Aus- und Fortbildungszentrum Erfurt des Bildungswerks BAU Hessen-Thüringen e.V.

Starke Konkurrenz

„Die Aufgabe war anspruchsvoll und die Konkurrenz im Wettbewerb stark. Dass es am Ende für den ersten Platz gereicht hat, hat mich daher überrascht und sehr glücklich gemacht“, erklärte Becker nach der Preisverleihung. Er hat seine Ausbildung in der Becker-Marx Bau GmbH & Co. KG in Dreis absolviert.

Klinkermauerziegel und mehr

Die Aufgabe der Maurer bestand aus drei Modulen. Modul 1 beinhaltete Klinkermauerziegel (NF-Format) in verschiedenen Wandstärken als Sichtmauerwerk. Das Modul 2, eine 24er Wandscheibe, umfasste übereinanderliegende um 45° gedrehten Stromschichten aus Klinkermauerziegeln. Innerhalb des dritten Moduls mussten im Läuferverband als Sichtmauerwerk Klinkermauerziegel verarbeitet werden.

Der Wettbewerb

In ein- bis dreitägigen Wettbewerben in insgesamt acht Berufen wetteiferten knapp 60 junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer darum, wer der oder die beste des Faches ist. In den Disziplinen Beton-/ Stahlbetonbauer, Estrichleger, Fliesen-/ Platten- und Mosaikleger, Maurer, Stuckateur, Straßenbauer, Wärme-/ Kälte- / Schallschutz- und Brandschutz-Isolierer und Zimmerer wurden am Ende die begehrten Medaillen vergeben.  Zugelassen waren die Landessieger der jeweiligen Berufe.

Grundstein für eine erfolgreiche Karriere

„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dem Wettbewerb zeigen, dass mit einer Ausbildung am Bau der Grundstein für eine erfolgreiche Karriere in der Branche gelegt ist. Ohne die hohe Qualität in der beruflichen Bildung am Bau wäre das nicht möglich,“ führte der Präsident des größten und ältesten Bauverbandes in Deutschlands, Reinhard Quast, anlässlich der Deutschen Meisterschaft aus. Quast machte zudem auf das Ausbildungsengagement der mittelständischen Unternehmen der Baubranche aufmerksam: 80 Prozent der Lehrlinge werden in einem kleinen oder mittelgroßen Betrieb ausgebildet.

Die Deutsche Meisterschaft wird unterstützt von der Zertifizierung Bau GmbH, dem Hauptsponsor der Veranstaltung, sowie der STABILA Messgeräte Gustav Ullrich GmbH, der BG BAU, von SOKA-BAU, der VHV Versicherungen.

Mit Frosch
Constanze Knaack-Schweigstill HWK Trier
Mit Frosch "Oskar" hat Lisa das Lieblingstier ihrer Mutter leuchtend in Szene gesetzt.

Glasklare Sache: Ich geh‘ nach dem Abi ins Handwerk!

Lisa Weber aus Trier ist Deutschlands drittbeste Kunstglaserin. Die junge Frau mit dem Faible für Formen und Farben hat beim Leistungswettbewerb gleich zwei Preise gewonnen. „Meine Abiprüfungen konnte ich relativ entspannt angehen“, sagt Lisa Weber und lacht. „Mir war schon relativ früh klar, dass ich nicht studieren will.“ Und so hatte die junge Triererin ihren Lehrvertrag schon vor dem Abizeugnis in der Tasche. Auf den Glaserberuf hatte sie damals ihre Mutter gebracht – vielmehr eine Bekannte ihrer Mutter, die in der Glaserei Binsfeld in Trier arbeitet. Lisa ist handwerklich geschickt und kreativ, hat einen Sinn für Farben und Formen. Geduld und Feinmotorik gehören zu ihren Stärken. Das sind gute Voraussetzungen für den Glaserberuf – eine konkrete Idee war geboren! Lisa war von der Vorstellung, Kunstglaserin zu werden, sehr angetan und machte zwei Praktika in den Werkstätten für Glasgestaltung Binsfeld in Trier. Danach war der Ausbildungsvertrag unter Dach und Fach.

Hohe Wertschätzung für Glas

„Eine goldrichtige Entscheidung, die ich bis heute nicht bereut habe“, sagt sie. „Der Beruf macht so viel Spaß! Ich lerne immer wieder gerne dazu und freue mich, wenn neue Herausforderungen auf mich zukommen. “ Zudem wertschätzt sie Glas sehr: „Mit diesem wunderbaren Werkstoff muss man behutsam umgehen. Bei Binsfeld haben wir viele schöne handgemachte Gläser, die kostbar und teuer sind. Was kaputt ist, ist kaputt – ‚Hudeln´ bringt also gar nichts, sonst hat man am Ende nur mehr Arbeit. Eine gute Vorausplanung ist daher unerlässlich.“

Der Frosch, das Lieblingstier ihrer Mutter

Sorgfältig geplant hat Lisa auch ihr Gesellenstück, eine farbenfroh bleiverglaste Tischlampe. Darin hat die 22-Jährige das Lieblingstier ihrer inzwischen verstorbenen Mutter verewigt. „Das ist Oskar, der Frosch“, stellt die junge Handwerkerin das dargestellte Motiv vor. Es prangt im Mittelpunkt der Bleiverglasung. Die knallgrüne Amphibie scheint sich einen Weg aufwärts durch florale Elemente zu bahnen. Lisas Faible für Farbwirkung kommt in den Ornamenten sehr gut zum Ausdruck: „Ich habe stark auf Kontraste gesetzt“, erklärt die Gesellin. „Außerdem war es mir wichtig, die Linienführung organisch und harmonisch zu gestalten.“



Ihre Auszeichnungen

Das Gesamtkonzept und die praktische Umsetzung sind Lisa so gut gelungen, dass sie mit ihrem Gesellenstück am Leistungswettbewerb der deutschen Handwerksjugend teilnehmen durfte. Im Vergleich der besten Glaserinnen und Glaser in Rheinland-Pfalz gewann sie den ersten Preis. Damit qualifizierte sie sich für den Bundeswettbewerb. Dort sicherte sie sich schließlich Platz drei auf dem Siegertreppchen. Lisa hat mit ihrer Wettbewerbsarbeit doppelt abgesahnt: Ihr Sinn für die besondere Gestaltung des Gesellenstücks wurde im Wettbewerb „Die gute Form“ mit dem zweiten Platz gewürdigt. Lisa ist auf diese Ergebnisse sehr stolz. Mittlerweile steht der zweifach ausgezeichnete Blickfang in ihrem Wohnzimmer.

Von den "alten Hasen" lernen

Bei Binsfeld fühlt die junge Gesellin sich sehr gut aufgehoben. Sie lernt gerne von „alten Hasen“: „In den nächsten Jahren gehen hier viele Mitarbeiter in Rente und damit auch 45 Jahre Berufserfahrung von Bord. Bis dahin nutze ich die Zeit, um so viel wie möglich von deren gesammeltem Fachwissen aufzusaugen.“ Schon im ersten Lehrjahr durfte Lisa an anspruchsvollen Projekten mitarbeiten. „Toll war zum Beispiel die Restaurierung der 450 Jahre alten Kirchenfenster in Kiedrich. Die leuchteten nachher, als wären sie neu – ein Unterschied wie Tag und Nacht! Das war so aufregend und spannend, dass ich richtig Blut geleckt habe!“

Kirchenfenster

Auch privat ist Lisa gerne kreativ, sie mag das Malen mit Acrylfarben. Ihre Lieblingskirchenfenster sind die von Notre Dame in Paris. „Es wäre ein Traum, wenn ich bei deren Restauration mitwirken könnte!“ Für interessante Projekte muss sie aber nicht in die Ferne schweifen: „In der Eifel gibt‘s kleine Kapellen, die noch wahre Schätze bergen“, sagt Deutschlands drittbeste Glaserin. „Ein Schmuckstück ist auch die Kapelle in Rheinböllen, reich bemalt mit satten Farben.“ Viel Freude hat es ihr auch bereitet, bei der Restaurierung von Kirchenfenstern am Frankfurter Dom, im Bonner Münster, der Wormser Synagoge und vielen anderen Gotteshäusern mitzuwirken. Derart anspruchsvolle Aufgaben setzt sie natürlich nicht ganz alleine um. „Im Team zu arbeiten und von erfahrenen Kollegen zu lernen, erfüllt mich sehr. Ich mag es sehr, immer wieder neue Herausforderungen zu meistern. In meinem Beruf und im Handwerk überhaupt gibt es immer wieder knifflige Aufgaben. Jede Baustelle ist anders. Daran kann man nur wachsen!“



Bundessieger aus 2020

Daniel Remche 3. Bundessieger 2020
Daniel Remche

Für Daniel ist Glas wie Licht und Freiheit

Nach der Schule wollte der junge Mann aus Thörnich in die IT – bis er sein „Handwerker-Gen“ entdeckte. Freiheit, Weite, Leichtigkeit und Licht – all das verbindet Daniel Remche mit seinem Lieblingswerkstoff: Glas. Als Schulabgänger hatte er zunächst mit einem Bürojob geliebäugelt, „in der IT zum Beispiel“. Aber dann hätte der junge Glaser alles versäumt, was er an seinem Handwerk so liebt. Wenn er von seinem Beruf erzählt, klingt das, als würde er täglich ein Feuerwerk entzünden. Daniel schwärmt von vielseitigen Formen, Glanz, Licht und leuchtenden Farben. Knalleffekte? Auch die gibt es. Optisch ohnehin, beispielsweise bunte Bleiverglasungen. Aber manchmal auch als Malheur – Glas ist leicht zerbrechlich. Profis wie Daniel wissen damit aber umzugehen. Schließlich wurde der 21-Jährige beim Leistungswettbewerb der Handwerksjugend als drittbester Glaser Deutschlands ausgezeichnet. 

In den Galserberuf verliebt

Daniel bereut es daher nicht, dass es nach dem technischen Gymnasium mit der IT-Ausbildung nichts wurde. „Ich hatte eh keine Lust mehr auf Schule“, sagt er. „Und das Handwerk wurde mir wohl in die Wiege gelegt.“ Schlosser, Stuckateur, Zimmerer, Maler und auch Glaser – seine Verwandtschaft trägt das „Handwerker-Gen“ in sich. Über einen Cousin, der bei der Firma Binsfeld in Trier-Süd arbeitet, kam Daniel an ein Praktikum in den Werkstätten für Glasgestaltung. „Damals wusste ich noch nicht, dass ich ins Handwerk gehöre. Dann habe ich mich aber in den Glaserberuf verliebt“, erinnert sich der junge Mann aus Thörnich. „Technisch und kreativ, abwechslungsreich und vielfältig. Diese Mischung ist für mich genau richtig!“ 

Keine Baustelle ist gleich

In seiner dreijährigen Ausbildung mit Schwerpunkt Verglasung und Glasbau lernte Daniel, Flachglas zu Fenstern, Vitrinen oder Spiegeln zu verarbeiten. Kunstverglasungen hat er auch drauf. Besonders spannend findet er es, altem Glas neues Leben einzuhauchen. Schon öfter hat er dabei mitgewirkt, aus alten Kirchenfenstern in Verbindung mit Metallkonstruktionen etwas Neues zu gestalten, etwa für die dekorative Außenfassade eines modernen Bürogebäudes. „Keine Baustelle ist gleich und jede macht Spaß“, betont er. Ob er mit seinen Kollegen nun Bleiverglasungen in Kirchen restauriert oder komplette Bürowände verglast – für Kunden in Deutschland, Belgien oder Luxemburg.

Die Geschichte mit der Schlange

Eine prächtige Bleiverglasung macht auch sein Gesellenstück besonders. Darin hat er einen Kindheitstraum verarbeitet: „Ich hätte gerne eine Schlange als Haustier gehabt. Das musste ich mir aber aus dem Kopf schlagen“, sagt er. „In der Gestaltung meines Gesellenstücks taucht sie nun wieder auf.“ Bunt und schön wie Daniel sich die Schlange als Kind ausgemalt haben mag, schlängelt sich das in Echtantikglas verewigte Motiv um einen weißlackierten Kubus aus Holz – „für den Terrarium-Effekt“, so Daniel. Wenn er die Innenbeleuchtung einschaltet, erstrahlt das prächtige Gelb-Rot noch mehr als schon bei Tageslicht. „Überfanggläser bekommen je nach Lichteinfall andere Farbeinwirkung“, erklärt Daniel fachmännisch. „Das Spiel der Farben ist eins der Geheimnisse von Glas.“

Seine Auszeichnungen

Seine einfallsreiche Abschlussarbeit machte Daniel im Leistungswettbewerb zunächst zum ersten Landessieger 2020. Dann würdigte auch die Jury des Bundeswettbewerbs den kreativen Glasergesellen mit einer ansehnlichen Platzierung. Er hat sogar gleich zweimal abgeräumt, denn auch im Wettbewerb „Die Gute Form“ erhielt er den drittbesten Platz. Er hat er nicht damit gerechnet, so gut abzuschneiden: „Man weiß ja nie, wie stark die Konkurrenz ist.“  

Glas für mehr Weite und Licht

 Auch schlichte Glasflächen, die für viel Tageslicht im Raum sorgen, begeistern ihn: „Lichtdurchflutete Räume wirken einfach schön und lassen kein Engegefühl entstehen. Ich mag Häuser mit viel Glas.“ Kürzlich war er auf Montage bei einem Kunden, der seinen Traum von einer Duschkabine mit Blick auf die Wälder hinterm Haus verwirklicht hat. Ganz nach Daniels Geschmack: Die offene Gestaltung spiegelt sein Bedürfnis nach Leichtigkeit, Licht und Weite wider – die ihm in einem Bürojob gefehlt hätte. Auch privat atmet der naturverbundene Geselle gerne durch: auf Reisen oder Wanderungen in der Umgebung. Dass es als Kind mit der Schlange nichts wurde, darüber kann der glückliche Glasergeselle heute lachen. „Die brauche ich nicht mehr“, sagt er. Ein Terrarium hat Daniel aber doch noch gebaut, „für die Schlangen der Brüder meiner Freundin.“

Maximilian Theel 3. Bundessieger 2020
Maximilian Theel

Vom Studium zum Handwerk

Mit Abi ins Handwerk? Das kam Maximilian Theel aus Wabern (Hessen) nicht in den Sinn. Damit muss man doch an die Uni – dachte er. Dabei kommt Max aus einer Handwerkerfamilie: Vater, Großväter und Pate sind Karosseriebauer, Schlosser oder Kfz-Meister. Als Junge hat Max Spaß am Werkeln, Basteln, Tüfteln, Schrauben an Mopeds, Fahrrädern & Co, das ist seine Welt. Nach der Schule auf den Jakobsweg, zur Bundeswehr, schließlich in den Hörsaal. Doch im ersten Semester Maschinenbau in Kassel wird Max unzufrieden. Ihm fehlt praktisches Arbeiten. Nun wird ihm endgültig klar: Er gehört ins Handwerk!

Zur Ausbildung die Heimat verlassen

Eine Ausbildung zum Metallbauer liegt nahe, denn das Schmieden hat ihn schon immer fasziniert. „Traditionelles Handwerk finde ich total interessant“, sagt Max. „Es macht mir viel Freude, mit einfachen Werkzeugen zu arbeiten.“ Aber im näheren Umkreis seiner Heimat gibt es keine passende Lehrstelle. Was nun? Eigentlich will er nicht weg. Aber der Wunsch nach beruflicher Erfüllung ist stärker – nach Hammer und Amboss, Feuer und Eisen. Im Internet entdeckt er die Kunstschmiede von Klaus Unterrainer in Trier. „Die vielen schönen Arbeiten und tollen Entwürfe des Chefs“ haben es ihm angetan. „Und die Tatsache, dass Trier ein gutes Pflaster für schöne, alte Schmiedekunst ist und es dort viele gute Betriebe gibt.“ Der Funke springt über: Nach einer Praktikumswoche steht für Max fest, dass er nach Trier zieht und sich in der Kunstschmiede Klaus Unterrainer ausbilden lässt. Noch heute ist er dafür dankbar: „Ich bin froh, dass ich diese Möglichkeit hatte und dort so viel lernen durfte. Es hat einfach alles gepasst.“

Deutschlands drittbester Metallgestalter

Sein Gesellenbrief mit der Note „sehr gut“ qualifiziert ihn für die Teilnahme am Leistungswettbewerb. Auch dort liefert er ab: Sein Gesellenstück, eine Schuhablage, bringt den frischgebackenen Metallgestalter im Bundeswettbewerb auf Platz drei! Nicht nur beim Schmieden, sondern auch wenn der 25-Jährige über seinen Beruf spricht, ist er wortwörtlich in seinem Element. Metall ist einfach sein Ding! „Jeder Auftrag hat seinen Reiz“, sagt Max, „ob Fenster, Gitter, Balkongeländer oder Kronleuchter, ob für Privathäuser oder Unternehmen.“

Wertschätzung für das Handwerk

Schade findet er, dass viele Zeitgenossen es nicht mehr zu würdigen wissen, wie viel Arbeit und Können in handwerklichen Schmiedearbeiten stecken. Er selbst schätzt die Liebe zum Detail. „Auf einem Flohmarkt habe ich mal eine alte Balkenwaage entdeckt. Die war so schön geschmiedet und verziert, dass ich sie einfach haben musste“, schwärmt er. Weder der Verkäufer noch Flohmarktbesucher scheinen den Wert der Waage erkannt oder wertgeschätzt zu haben. Doch wie viele Handwerker ist Max nicht nur ein Könner, sondern auch ein Kenner: So konnte er das gute Stück für nur zehn Euro erstehen.

Schmiedearbeiten prägen das Stadtbild

Auch wenn der heimatverwurzelte Max inzwischen wieder in Nordhessen lebt: In der Region Trier hat er Spuren hinterlassen. In der Stadt findet man kleine und größere seiner Arbeiten, von der Spendendose in der Abteikirche St. Matthias bis hin zu einem Schmiedetor in der Saarstraße. Ohnehin trifft man in Trier häufig auf Arbeiten aus der Kunstschmiede Unterrainer. An so manchem Werk war auch Max beteiligt, zum Beispiel in der Glockenstraße. Dort schmückt ein schmiedeeisernes Aushängeschild die Fassade des Bio-Brotkörbchens. Dieser „Ausleger“, wie Metallbauer sagen, stellt einen mit Backwaren gefüllten Brotkorb dar, den ein Vogel im Schnabel trägt. Im benachbarten Gasthaus „Zur Glocke“ haben Max und Kollegen mit einem geschmiedeten Weinregal und Oberlichtgittern zur urigen Atmosphäre beigetragen. „Es macht schon stolz, wenn man dort einkehrt und sagen kann: ‚Das habe ich gemacht‘, oder ‚Daran habe ich mitgearbeitet‘.“

Neue Herausforderungen

Wenn die Coronakrise vorüber ist, will der Geselle mit dem Gespür für alte Handwerkskunst neue Herausforderungen angehen – zum Beispiel die Schmiedemeisterschaften. Im Namen des Wettbewerbs steckt schon das entscheidende Wort für die Zukunft: Meister! Den will Max natürlich auch machen. Aber erstmal Berufserfahrung sammeln und weiter an seinem Glück schmieden. Deutschlands drittbester Metallgestalter weiß genau, was er will: „Wenn ich etwas mache, dann so gut wie ich kann. Deshalb möchte ich mich in etwa fünf Jahren selbstständig machen.“

 

Bundessieger aus 2019

Philipp Daus
MAN Modification Center

Beim Leistungswettbewerb die Nase vorn

Im Finale zum Leistungswettbewerb des Handwerks war Philipp Daus aus Wittlich gegen die besten Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker aus verschiedenen Bundesländern angetreten. Beim Bundesentscheid in Frankfurt hatten die Konkurrenten zwei Tage lang Zeit, um die Wettkampfaufgabe zu lösen: Nach einer zeichnerischen Vorlage mussten sie den Ausschnitt eines Unterfahrschutzes am Heck eines LKW anfertigen. Philipp war damit zwei Stunden früher als seine Konkurrenten fertig. Nicht nur das: Für seine Leistung erhielt der 20-Jährige die höchste Bewertung und kam als bundesweit Bester seines Faches auf das oberste Siegertreppchen.

Einfach machen!

Nervös sei er im Wettkampf nicht gewesen: „Ich bin eher ein ruhiger Typ und habe gute Nerven. Und wenn ich mir etwas vorgenommen habe, ziehe ich es durch. Einfach machen!“ Am vorangegangenen Landesentscheid hatte Philipp mit seinem Gesellenstück teilgenommen, „dem Ausschnitt eines LKW-Aufbaus mit Staukiste unter der Ladefläche“, wie er fachmännisch erklärt. Laien dürfen sich das so vorstellen: Philipp baut bei seiner Arbeit im MAN Modification Center in Wittlich LKWs nach den Wünschen von Kunden um. Bei der Gesellenprüfung musste Philipp einen fiktiven Kundenauftrag erfüllen. Die Aufgabe: den linken hinteren Ausschnitt eines LKW-Pritschenaufbaus inklusive Unterfahrschutz mit Rückleuchte und einer ausziehbaren Staukiste unter der Ladefläche anfertigen. Die Zeichnungen gaben alle Maße, Werkstoffe und Fügetechniken vor.

Als Kind schon viel gebastelt

„Ich war als Kind viel an der frischen Luft und immer irgendwo am Schrauben“, erzählt der talentierte Nachwuchshandwerker. „Mein Vater ist im GALA-Bau und der Straßenreinigung tätig, mein Großvater in der Landwirtschaft – da gab’s immer was herumzubasteln. Der Werkunterricht mit Holz in der Schule gefiel mir auch gut. Zumal ich das Gefühl hatte, dass es mir leichter von der Hand ging als meinen Mitschülern."

Alles außer Routine

Auch heute noch arbeitet Philipp im Betrieb manchmal mit Holz – beispielsweise wenn er mit seinem Team den Innenraum eines LKWs mit einer Küche ausstattet –, aber überwiegend mit Metall und Kunststoff. „Mit verschiedenen Materialien zu arbeiten, ist eine Abwechslung“, findet er. Seine Aufgaben klingen aber auch nicht nach Routine. Im Gegenteil – die Sonderumbauten, an denen der junge Geselle mitarbeitet, sind spannend: Dächer tiefersetzen, einen Vierachser zum Fünfachser umbauen, Fahrerhäuser verlängern, Mannschaftskabinen auf das Fahrerhaus aufbauen, LKWs zu Feuerwehrwagen oder für den Einsatz beim Technischen Hilfswerk umrüsten – inklusive Blaulicht auf dem Dach.

Auch privat leidenschaftlicher Handwerker

Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Wittlich ist Philipp schon in einem LKW mitgefahren, der im MAN Truck Modification Center vor seiner Zeit umgebaut wurde. „Manchmal entdecke ich auf den Straßen in der Region auch Fahrzeuge, an denen ich mitgearbeitet habe“, sagt Philipp. „Das macht mich dann stolz.“ Die meisten sieht er allerdings nicht wieder, denn der Betrieb erhält Aufträge aus der ganzen Welt bis hin nach Australien. Privat setzt Deutschlands bester Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker auch schon mal ein ausgefallenes Projekt für sich selbst um. So hat er bereits einen Bauwagen umgebaut und ein ausgedientes 10.000-Liter-Weinfass zum Pool umfunktioniert. Derzeit hat er einen VW-Transporter in Arbeit, den er zum Campingbus umbaut. So ruhig und heimatverbunden der Eifeler ist: In ihm steckt auch ein Abenteurer. Wenn der Campingbus fertig ist, will Philipp, der einen Tauschschein hat, damit auf Tour gehen. „Irgendwohin, einfach losfahren. Vielleicht ans Meer oder in die Berge.“ Auch beruflich will er weiterkommen – und schon bald seinen Meister machen. Ein Interview mit Philipp findet sich auf dem YouTube-Kanal der Handwerkskammer Trier.

Lena Lamberty2
Steffes & Jung GmbH

Handwerk schon in der Kindheit

Wie viele Eifelkinder wuchs Lena Lamberty aus Wallersheim mit Handwerk auf: der Vater und Großvater Schreinermeister, der Onkel Kälte- und Elektroanlagenbauer. In der elterlichen Schreinerei ein Schränkchen bauen, ihren Vater zu Kunden begleiten – das gehörte schon früh zu Lenas Welt. Kunst, Physik und Chemie gehörten in der Realschule zu ihren Lieblingsfächern.

Auf dem Siegertreppchen ganz oben

Nach der mittleren Reife kam ihr ein Bürojob erst gar nicht in den Sinn. „Nach der Besichtigung eines Zahntechnikerlabors wurde mir klar: Das ist ein spannender Beruf. Das will ich machen!“, sagt die 20-Jährige. Sie fand eine Praktikumsstelle bei der Zahntechnik Steffes & Jung GmbH in Gerolstein und ließ sich danach dort ausbilden. Heute ist Lena Gesellin, sogar die beste ihres Jahrgangs! Beim bundesweiten Leistungswettbewerb im Handwerk konnte sie mit ihrem Gesellenstück die gesamte Konkurrenz ausstechen. Teilnehmen durften Handwerker, die im vorangegangenen Ausbildungsjahr als Landesbeste bestanden hatten. 

Liebe zum Beruf

Nach dreieinhalbjähriger Lehre wurde Lena von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen. Jetzt fertigt sie dort in der Edelmetallabteilung unter anderem Kronen und Brücken für die Patienten unterschiedlicher Zahnarztpraxen in ganz Deutschland an. Was ihr daran am meisten gefällt? „Die Abwechslung und Materialvielfalt“, sagt Lena. Moderner Zahnersatz wird aus Kunststoff, Keramik und Edelmetall hergestellt. Vom Implantat für einen einzelnen Zahn bis hin zum vollständigen künstlichen Gebiss kann Lena jeden Zahnersatz herstellen.

Arbeit am PC und per Hand

Gewandelt haben sich nicht nur die Materialien und die Möglichkeiten, Zähne zu ersetzen, sondern auch das Berufsbild. Ins Zahntechnikerhandwerk ist die Digitalisierung längst eingezogen. So stellt Lena den Zahnersatz nicht ausschließlich von Hand her, sondern auch am PC. Das Programm simuliert die fertige Prothese im Einsatz, inklusive Kieferbewegungen. Anschließend produziert eine computergesteuerte Fräse den Zahnersatz, den Lena wiederum mit einem Feinschliff per Hand vollendet.

Herausforderungen "schwierige Kiefer" & Co.

Die Herausforderung, die einzelnen Teile nach dem Abdruck des Patienten passgenau anzufertigen, findet die junge Frau besonders reizvoll. „Am Ende muss der Zahnersatz ja 1 A sitzen“, sagt Lena. „Ob ich Zahnersatz aber eher rund oder spitz gestalte, kann ich meistens selbst entscheiden. Ein Blick auf die Nachbarzähne ist dabei sehr hilfreich.“ Manchmal habe sie es mit „ganz schwierigen Kiefern“ zu tun, sagt sie und lacht. „Dann muss ich schon mal zaubern. Schließlich soll Zahnersatz ja funktionieren und zugleich gut aussehen.“ Diese Herausforderung schätzt die junge Frau ebenso wie die tägliche Abwechslung: „Jeder Zahnersatz ist anders.“ Passgenaues Arbeiten liegt Lena. Schon als Kind mochte sie präzise Bastelarbeiten, etwa das saubere Ausschneiden von Papier. „Geduld und Feinmotorik sind wichtige Voraussetzungen für diesen Beruf“, sagt sie.

"Wir sind sehr stolz!"

Anspruchsvoll war auch ihr Gesellenstück, das sie beim Leistungswettbewerb eingereicht hatte. „Der Bundessieg kam holterdiepolter. Ich war ziemlich überrascht, als mein Chef mir mitteilte, dass ich den ersten Preis bekomme. Schon krass!“, erinnert sich Lena, die sich selbst als humorvoll und in der Heimat verwurzelt beschreibt. In ihrer Freizeit halten sie zwei eigene Westernpferde auf Trab. Ausbilder und Geschäftsführer Daniel Steffes freut sich mit Lena über den Bundessieg: „Wir sind sehr stolz, dass sie das geschafft hat und froh, dass wir ihr Talent fördern konnten.“ Großen Anteil an Lenas Erfolg hat auch Steffes‘ Geschäftspartner, Hans-Peter Jung. Geschäftsführer Jung verstarb kurz vor der Ehrung der Bundessieger und konnte die Feier in Wiesbaden daher nicht mehr miterleben. Später will Lena so gut wie ihre Ausbilder werden und ihren Meister machen: „Dann kann ich eines Tages unter anderem auch selbst ausbilden und mein Know-how an den Nachwuchs weitergeben.“

Michelle Reitz2
privat

"Auf jeden Fall ein künstlerisch-kreatives Handwerk!"

Kreativ und handwerklich begabt war Michelle Reitz schon immer. In der Realschule liebte sie den Kunstunterricht. Ihrer alleinerziehenden Mutter half sie gerne dabei, Schränke und andere Möbel im Haushalt aufzubauen. „Nach der Schule kam für mich nur ein künstlerisch-kreatives Handwerk in Frage. Ich musste nur noch herausfinden, welches zu mir passt“, sagt die 21-Jährige. Die Berufsorientierungsphase überbrückte sie mit einem Freiweilligen Sozialen Jahr im Kindergarten Heiligkreuz. Dort hat sie mit den Kindern auch gerne gemalt und gebastelt.

Die Liebe zum Glas

Bei ihrer Internetrecherche stieß Michelle schließlich auf den Glaserberuf. Die
Ausbildungsinhalte haben sie sofort angesprochen. Ihr Praktikum bei Glas Kunst Kaschenbach in Trier verlief für beide Seiten so gut, dass sie sich dort ausbilden ließ. Was sie sich vom Berufsbild versprochen hatte, ging in Erfüllung: „Ich liebe Glas, es ist unglaublich vielseitig. Es lässt sich zum Beispiel zuschneiden, bohren, bemalen, schleifen oder sandstrahlen. Bleiverglasung ist auch sehr schön.“ Die Verarbeitung erfordert respektvollen und sorgsamen Umgang. „Man darf keine Angst vor Glas haben“, sagt Michelle. „Bei der Arbeit trage ich Handschuhe und Schutzbrille, zum Beispiel beim Sandstrahlen und Zuschneiden.“

Traumfänger im Gesellenstück verewigt

Die junge Frau zählt begeistert auf, was sich aus Glas alles machen lässt: „Spiegel, Tischplatten, Duschverkleidungen, Isolierverglasung, Ausschnitte für Türen oder sogar Ganzglastüren, Geländerscheiben, Kirchenfenster und vieles mehr.“ Eine Kostprobe der Vielfalt bietet ihr Gesellenstück: eine Stehlampe mit dreiseitiger Bleiverglasung, verankert in Holz aus Nussbaumoptik. Darauf ist sie sehr stolz: „Darin steckt so viel Arbeit. Insgesamt habe ich dafür sieben ganze Arbeitstage gebraucht, allein vier davon für die Bleiverglasung. Aber es hat sich gelohnt. Die Lampe ist superschön geworden!“ Als Motiv hat die begeisterungsfähige und kreative Glaserin in der Lampe einen Traumfänger verewigt. Das Federornament hat sie ins Glas gesandstrahlt: „Diese mattierten Stellen ergeben einen guten Effekt. Denn Federn sind ja leicht, was durch diese Technik gut zum Ausdruck kommt.“

Gleich doppelt ausgezeichnet

Dieser Meinung war auch die Jury des Leistungswettbewerbs im Handwerk, wo Michelle sich mit ihrer Lampe beworben hatte: Ihr Gesellenstück wurde bundesweit als zweit-beste praktische Abschlussarbeit ihres Jahrgangs bewertet. Die aus Trier stammende junge Frau holte sogar noch einen weiteren Titel: Im parallel laufenden Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk– Handwerker gestalten“ schaffte sie es bis auf die oberste Stufe des Siegertreppchens! 

Spannender Blick in die Zukunft

Nach ihrer Ausbildung wechselte die zweifache Bundessiegerin in einen Luxemburger Betrieb: „Ich möchte mich beruflich weiterentwickeln und auch anderswo die Arbeit kennenlernen. Bei meinem neuen Arbeitgeber habe ich auch neue Aufgaben.“ Neu ist auch ihr Wohnort: Freudenburg. Dorthin ist sie gerade mit ihrem Freund gezogen, einem gelernten Schreiner. Ihr prämiertes Gesellenstück ist ein Blickfang im Wohnzimmer ihrer neuen Wohnung. Michelle wuchs in einem rein weiblich geprägten Haushalt auf. „Wir vier Schwestern sind von einer starken Mutter großgezogen worden. Sie ist sehr stolz auf uns. Über meinen Bundessieg hat sie sich natürlich besonders gefreut.“ Als Dank und Anerkennung hat sie ihrer Mutter einen selbstgemachten Spiegel geschenkt. Eine Fläche davon zeigt ein gesandstrahltes „Pummel-Einhorn“ – ihre Hommage an eine glückliche Kindheit. Heute ist Michelle im Handwerk happy: „Der Glaserberuf ist einfach schön!“



Isabel
HWK

Lieber etwas Praktisches anstatt Studium

Nach dem Abitur wusste Isabel Mayer aus Hockweiler zunächst nicht, welche berufliche Richtung sie einschlagen sollte. An die Uni wollte die junge Frau aus Hockweiler nicht: „Mir hat einfach kein Studiengang richtig zugesagt. Ich wollte auch lieber etwas Praktisches machen, eine Ausbildung, auf der man aufbauen kann“, sagt sie. „Außerdem hatte ich zu viele Negativbeispiele wie Studienabbrecher und -wechsler vor Augen. Daher habe ich lieber gleich auf eine solide Ausbildung gesetzt.“ Erste Einblicke in Bürotätigkeiten erhielt Isabel über Praktika, beispielsweise beim Arbeitgeber ihres Vaters. „Das hat mir bei der Berufsentscheidung sehr geholfen“, sagt die 23-Jährige.

Freiwilliges Ökoligisches Jahr

Um den Übergang von der Schule in den Beruf sinnvoll zu nutzen, machte sie ein zweigeteiltes Freiwilliges Ökologisches Jahr – zum einen beim Naturschutzbund Region Trier, zum anderem in einem Weingut an der Saar. Dabei lag ihr die Büroarbeit beim NABU mehr als das Aushelfen im Weinberg. An die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement in der Handwerkskammer kam sie schließlich über eine Stellenausschreibung der Agentur für Arbeit.

Das Handwerk

Isabel wuchs in einer handwerklich geprägten Familie auf. Ihr Vater arbeitete als Maschinenbaumeister, ein Onkel als Straßenbauer, ein anderer Onkel als Metallbauer, eine Tante ist Schneiderin, der Bruder Maler und Lackierer, ihr Freund Metallbauergeselle. Mit Handwerk konnte sie also schon vor ihrer Ausbildung bei der Kammer einiges verbinden. Dort waren die Aufgaben und Arbeiten noch vielfältiger, als die Abiturientin geahnt hatte. Das gilt auch für den Wirtschaftszweig Handwerk, für den Isabel seit inzwischen vier Jahren im Einsatz ist: „Dass es mehr als 100 Handwerksberufe gibt, wusste ich vor meiner Ausbildung nicht.“

In der Kammer gut aufgehoben

In der Handwerkskammer hat sie sich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. „Die HWK unterstützt ja auch die Ausbildung aller rund 3.000 Handwerkslehrlinge in der Region und hat daher viel Erfahrung“, sagt Isabel. Schließlich war ihre Ausbildung so erfolgreich, dass die frischgebackene Kauffrau beim Bundesleistungswettbewerb auf den zweiten Platz kam. Die Aufgaben zu praktischen Word- und Excel-Anwendungen meisterte sie spielend: „Das ist mir nicht besonders schwer gefallen.“

Dass die Kammer ihren preisgekrönten Nachwuchs übernommen hat, versteht sich von selbst. Isabel arbeitet nicht nur im Büro. Die ausgebildete Kauffrau übernimmt in der Kammer gerne auch Aufgaben jenseits von Schreibtisch und PC. So ist sie zum Beispiel in die Organisation und Abwicklung der ÖKO-Messe oder anderen Veranstaltungen der HWK mit eingespannt. Als Beauftragte für den neuen Instagram-Auftritt der Kammer sammelt sie derzeit Follower und Likes im Handwerk der Region. „Es macht Spaß, die eigene Generation durch Social Media für das Handwerk zu begeistern“, freut sich Isabel.

Nimmt Herausforderungen sportlich

Ihr privater Account verrät, was in ihrer Freizeit eine große Rolle spielt: das Reiten! Was Isabel an Pferden besonders mag: „Sie sind immer für einen da und spiegeln unsere Gefühle wider. Im Umgang mit ihnen sollte man am besten nicht ängstlich sein, denn dieses Gefühl überträgt sich auf die Tiere.“ Isabel reitet seit vielen Jahren und hat ein Pflegepferd, ein polnisches Warmblut. Dreimal in der Woche geht sie in den Stall. Berufliche Herausforderungen nimmt sie ebenfalls sportlich. Deutschlands zweitbeste Kauffrau für Büromanagement freut sich über ihren Erfolg. Den ersten Bundessieg hat sie nur knapp verfehlt. „Und wenn schon!“, winkt Isabel ab. Auch hier bewahrt die Pferdeliebhaberin Haltung: „Schließlich waren alle zuvor ja auch Landessieger, und das ist doch auch schon was!“

Matthias Kremer
ZVDH

Statt Studium...

Seine Lehrer am Max-Plack-Gymnasium in Trier sahen den Drittbesten des Abi-Jahrgangs 2017 schon auf der Uni. „Ein Informatikstudium hätte mich schon interessiert“, sagt Matthias Kremer. Nach einem entsprechendem
Praktikum kam die Einsicht: „Acht Stunden täglich am PC zu arbeiten, ist einfach nicht meine Welt!“ Und die ersten aus dem Kreis seiner Mitschüler hatten ihr Studium schon abgebrochen.

... zuerst eine Ausbildung!

Als potenzieller Nachfolger von Konrad Kremer Bedachungen GmbH & Co. KG in Trier wollte Matthias dem Dachdeckerberuf zumindest eine Chance geben. Und so entschied er sich für eine Ausbildung im elterlichen Betrieb. „Studieren kann ich ja immer noch“, sagt er. „Ich würde es jederzeit wieder so machen.“ Nachdem seine Entscheidung für das Handwerk gefallen war, startete der motivierte Handwerker durch. Mit dem Abi in der Tasche und guten Leistungen „on top“ konnte er seine Dachdeckerlehre von drei Jahren auf anderthalb verkürzen.

Zweitbester Dachdecker Deutschlands

Beim Leistungswettbewerb schnitt er als zweitbester Dachdecker Deutschlands ab. Aufgaben auf Meisterniveau, erheblicher Zeitdruck und knappe Vorbereitungszeit: Matthias hat sich richtig ins Zeug gelegt, um beim Bundeswettbewerb möglichst hoch hinaus zu kommen. „Das war schon eine ordentliche Nummer!“, blickt er auf den Wettkampf zurück. „Ein Schieferdach mit Kehldeckung gehört schon zur Königsdisziplin. Bis dahin hatte ich kaum Erfahrung mit dem Anfertigen von Schieferdächern. Hat mir richtig Spaß gemacht!“

Dachdecker-Olympiade on top

Mit der Silbermedaille qualifizierte er sich für die Dachdecker-Olympiade, die eigentlich vom 27. bis 31. Oktober in Peking stattfinden sollte. Auch wenn die WM wegen der Corona-Pandemie nun verschoben wird: Matthias freut sich auf die 28. IFD-Weltmeisterschaft. „Es ist schon ein cooles Gefühl, Deutschland bei internationalen Wettkämpfen vertreten zu dürfen.“ Er war noch nie in Asien. Als Reiseziel steht der Kontinent aber schon lange auf seiner Wunschliste. Was er sich für die WM vorgenommen hat? „Ich will alles erreichen, was geht! Einen guten Platz rausreißen und am besten aufs oberste Siegertreppchen. Das ist eine große Herausforderung, und ich werde mein Bestes geben!“

In der Region seine Spuren hinterlassen

Schneller, weiter und höher geht es auch vor Ort für ihn weiter: Als Meisterschüler erklimmt Matthias derzeit weitere Sprossen seiner steilen Karriereleiter. Das Dachdeckerhandwerk begeistert den Überflieger nach wie vor: „Immer oben und draußen sein, Arbeit an frischer Luft, durch die Trierer Innenstadt gehen und mit Blick auf manche Dächer stolz denken: Das habe ich gemacht!“ An der Arbeit liebt er auch die Abwechslung und immer neue Herausforderungen: „Innerhalb von zwei Jahren habe ich nicht zweimal dasselbe gemacht!“ Dabei wird der Beruf oft unterschätzt, erzählt Matthias: „Neue Bekanntschaften reagieren zunächst mit Vorbehalten. Wenn sie aber hören, dass ich für Deutschland bei der WM in Peking antrete, verschafft mir das mehr Respekt – ebenso die Tatsache, dass ich Unternehmersohn und angehender Betriebsinhaber bin.“

Macher und Powerpaket in einem

Die Arbeit im Betrieb, die Meisterschule, die Vorbereitung auf die WM in Peking und sein Einsatz als Jugendleiter bei den Messdienern in Trier-Euren und nebenbei noch die Entwicklung von Apps für ein regionales Start-up-Unternehmen in der Automobilbranche: Woher nimmt der Dachdeckergeselle die Energie für so viel Unternehmungen? „Das ist manchmal megaanstrengend, macht aber auch unglaublich viel Spaß. Die regelmäßige Arbeit mit den Jugendlichen zum Beispiel gibt mir sehr viel zurück!“ Aber auch das Tanzen – „Standard, bis letztes Jahr auch Formation“ – empfindet er nicht als Termin obendrauf, sondern als Ausgleich. Matthias ist halt Macher und Powerpaket in einem: „Ich bin ein lebensfroher Typ und brauche Action um mich herum. Zu Hause auf der Couch herumsitzen kann ich nicht so gut.“

Warum Matthias den Dachdecker-Beruf so toll findet und warum er den Weg ins Handwerk empfiehlt, erfahrt Ihr auf unserem YouTube-Kanal.

Simon Lohmer
Stefan Lohmer

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Simon Lohmer aus Wittlich hat einen relativ unbekannten, unterschätzten Beruf. Der 20-Jährige ist Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer – dazu noch der drittbeste Deutschlands. Eine wichtige Voraussetzung dafür brachte er von vornherein mit: „Schon in jungen Jahren hatte ich sehr viel Spaß am Beruf“, sagt der beim Leistungswettbewerb erfolgreiche Geselle. „Ich bin ein leidenschaftlicher Handwerker und lebe dafür.“ Hilfreich für Simons Karriere ist sicher, dass sein Vater denselben Beruf mit ebensolcher Leidenschaft ausübt. Zudem hat der Senior einen eigenen Betrieb, Lohmer-Isoliertechnik in Osann-Monzel. Dort hat Simon nach dem Realschulabschluss den Beruf mit dem schwergängigen Namen drei Jahre lang erlernt. Kürzer und einfacher: WKS-Isolierer.

Experte für Brandschutz

Ein interessanter Beruf mit Zukunft: Energie sparen, Umwelt schonen, Lärm reduzieren, Leben retten. Simon erledigt entsprechende Dämmarbeiten an Heizungsanlagen, Armaturen, Behältern, Rohren, Fernheizungen und Kälteanlagen, sorgt bei Lärmbelästigungen für Schallschutz. Und zugleich ein  verantwortungsvoller Beruf: „Schließlich besteht ein hohes Gefahrenpotenzial, wenn Arbeiten nicht richtig ausgeführt werden. Gerade auch im Hoch- und Tieftemperaturbereich“, sagt Simon. „Man muss richtig Ahnung vom Gewerk haben, um es ausführen zu können. Da ist viel Köpfchen gefragt nach der Devise: Erst denken, dann handeln!“ So können Isolierungen auch die Ursachen und Ausbreitung eines Brandes verhindern.

Der Isolierer mit den "Flitzefingern"

Simon ist auf die Fachrichtung Technische Isolierung/Brandschutz spezialisiert. „Als WKS-Isolierer muss man Spaß und Interesse am Handwerk haben, zeichnen und Mathe können und eine Vorliebe für Technik haben“, sagt Simon. „Bei der Ausführung von Arbeiten sind viele Details zu beachten. Man sollte wissen, was auf einen zukommt und muss auch schon mal die Finger flitzen lassen können.“ Dass er all das kann, hat er im Bundeswettbewerb gezeigt. Die Aufgabe: Rohrgestelle mit einem Dämmsystem versehen und einer Ummantelung schützen. „Der Wettbewerb war sehr anstrengend und auf hohem Niveau. Die Entscheidungen für die ersten drei Plätze fielen sehr knapp aus. Die Ergebnisse der Konkurrenten lagen nah beieinander“, sagt Simon. „Über den dritten Bundessieg habe ich mich sehr gefreut!“

In die Fußstapfen des Vaters treten

Seinen Plan für die Zukunft hat er schon in der Tasche: die Nachfolge seines Vaters antreten und den Betrieb übernehmen. Vorher eventuell ein Studium, Richtung Brandschutz oder Bautechnik. Derzeit besucht der erfolgreiche Geselle die Meisterschule und freut sich schon auf seinen Einsatz als Meister. „Wer den Beruf erlernt, liebt ihn. Besonders auch diejenigen, die sich zum Meister weiterbilden.“ Beruflich geht Simon seine Aufgaben ruhig und umsichtig an. Privat sei er „eher ein lustiger und spontaner Typ“, sagt er über sich, „interessiert, wissbegierig und technikbegeistert. Ich sehe die Welt aber auch gerne mit Humor.“ Isolierer Simon ist also weder Technikfreak noch Nerd, sondern gesellig und  unternehmenslustig: Freunde treffen, in die Natur, ins Fitnessstudio oder seine in Aachen Maschinenbau studierende Schwester besuchen.

Keine Spur von Langeweile!

Beruflich kommt er ebenfalls viel herum, auch an ungewöhnlichen Plätzen – zum Beispiel in der JVA in Wittlich oder beim Militär in Baumholder. Ob er beim Lebensmittelkonzern Leitungen dämmt oder im Hochsicherheitstrakt einer Sparkasse im verschlossenen Tresorraum Brandschutzarbeiten ausführt: Einblicke in fremde Arbeitswelten findet er spannend. Als „Überzeugungstäter“ geht er voll in seinem Beruf auf. „Arbeit muss Spaß machen, sonst braucht man morgens erst gar nicht aufzustehen“, ist Simon überzeugt. Und er mag Herausforderungen. „Deshalb möchte ich mich auch selbstständig machen. Das ist schon immer mein Ziel gewesen.

Janine Faulhaber 3. Bundessiegerin Raumausstaller
Günter Breuer

Eignungstest als Volltreffer

Schon als Kind nähte Janine Faulhaber gerne Kissenbezüge mit ihrer Mutter. Ihr Vater ist Zimmerer, ihre Tante gelernte Herrenschneiderin. Für Janine war immer klar, dass sie ins Handwerk gehen würde. Nach dem Realschulabschluss wusste sie aber noch nicht, welches am besten zu ihr passt. Laut Eignungstest bei der Agentur für Arbeit kam Raumausstatterin in Frage. Von diesem Beruf hatte die junge Frau aus Trassem zuvor noch nie gehört. Ein Praktikum bei Ingo Peifer Raumausstatter in Konz erwies sich als Volltreffer und mündete in einen Lehrvertrag.

Drittbeste Raumausstatterin Deutschlands

Drei Jahre später qualifizierte Janine sich mit ihrem Gesellenstück zum Thema „Tanzschule“ für den Leistungswettbewerb und schaffte es bis in den Bundesvergleich. „Ein Wettkampf auf superhohem Niveau“, blickt sie zurück. „Gegen ein Dutzend hochkarätiger Konkurrenten anzutreten, hat mich eher angespornt als abgeschreckt.“ Die Aufgabe: Besatz an Gardinen nähen, zwei Dekoschals links und rechts, seitlich und unten Stoff angelegt, montieren, dekorieren. Auch diese Herausforderung meisterte sie mit Bravour – Platz drei! „Der Wettkampf war eine schöne Erfahrung. Ich bin froh, dass ich so weit gekommen bin!“, sagt die 20-Jährige, die sich als „ehrgeizig und immer positiv eingestellt“ beschreibt.

"Einblicke in andere Welten"

Kunden beraten, Gardinen nähen, montieren und dekorieren, Polstern und Aufpolstern, Stühle, Sessel und Sofas neu beziehen, Teppiche oder Designbeläge verlegen – das und noch viel mehr findet Janine am Beruf Raumausstatter toll. Besonders schätzt sie die Abwechslung und Kreativität, die das Handwerk bietet: „Es macht mich zufrieden, wenn ich Kunden glücklich machen kann. Und es ist schön, dass ich am Tagesende auf mein Werk zurückschauen kann.“ Auch fasziniert es sie, immer wieder Einblicke in andere Welten zu bekommen – nicht nur beim Kunden daheim. So war sie schon in Paris zur Präsentation von neuen Stoffkollektionen. „Das war eine tolle Erfahrung. Auch das französische Flair habe ich sehr genossen.“

Flamingos auf dem Ohrensessel

Von den Möglichkeiten der individuellen Maßanfertigung ist Janine immer wieder begeistert: „Wir stellen ausschließlich Unikate her. Jeder Kunde ist anders, jedes Haus auch. Ob Tischdecke, Kissen, Sofa – alles Maßarbeit, nichts von der Stange.“ Türkisfarbener Stoff mit Flamingos für einen alten Ohrensessel? Fünfzigerjahre-Sessel mit verrückten Mustern? „Das ist bei uns ganz normal. Aufträge wie diese haben wir ständig!“ Derzeit seien Leoprints, Dschungel- und Afrikamotive besonders angesagt. Schließlich sind Raumausstatter ideale Partner, wenn es um individuellen Wohnstil geht.

Am liebsten helle Seidengardinen

Sie selbst mag es lieber klassisch. Wenn sie einen Wunsch frei hätte, würde sie sich Gardinen nähen: „Bodenlang aus Seide in einer hellen Farbe. Schön drappiert, mit einem tollen Faltenband und seitlicher Raffquaste. Das würde mir gefallen.“ Sie kann aber auch die Geschmäcker ihrer Kunden gut einschätzen. „Das gehört ebenso zum Beruf wie Gefühl für Formen und Farben, räumliches Denkvermögen und genaues Arbeiten.“ Dass sie all das mitbringt, hat die dritte Bundessiegerin nicht zuletzt durch eine weitere Auszeichnung bewiesen: den dritten Platz im Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten.“ Dieser Vergleich lief parallel zum Leistungswettbewerb.

Improvisationstalent

Zunächst will Janine Berufserfahrung sammeln und vielleicht den Ausbilderschein machen, später womöglich noch den Meister. Auch privat ist sie gerne kreativ, etwa beim Kuchenbacken und Dekorieren von Torten. Sie improvisiert auch gerne mal. Dass sie in der Lage ist, auch in schwierigen Situationen das Beste herauszuholen, zeigte Janine beim Bundesentscheid: Als der für die Gardinendekoration bevorzugte Stoff schon vergriffen war, musste sie einen anderen aussuchen. Kein Beinbruch für die Drittplatzierte. Sie machte aus der Not kurzerhand eine Tugend: „Der andere Stoff hat am Ende sogar noch besser ausgesehen!“

 

Bundessieger aus 2018

 

Bundessieger aus 2017



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Ute Krist

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