HWK: Constanze Knaack-Schweigstill

Tischlermeisterausstellung Tradition trifft Trend

Im August bot die Handwerkskammer Trier jungen Tischlermeisterinnen und -meistern eine in eine Bühne, um deren Abschlussarbeiten zu präsentieren. Vom Wohnzimmerschrank bis zum Sideboard, vom Schaukelstuhl bis zum Schminktisch – die Vielfalt hätte größer kaum sein können.

Eiche ist und bleibt die Königin der Hölzer – ob massiv, in Brettbauweise oder kombiniert mit modernen Materialien wie Linoleum. Sie wirkt warm, wertig und zeitlos – kein Wunder, dass gleich mehrere Stücke, vom Plattenspielermöbel bis zur Garderobe, auf sie setzen. Rüster (Ulme) und Nussbaum hingegen bringen dunkle, elegante Töne ins Spiel – oft in Kombination mit hellen Hölzern wie Ahorn oder Esche, um spannende Kontraste zu schaffen. Linoleum, lackierte Fronten und Steinfurnier geben manchen Möbeln einen zeitgemäßen Kick, ohne dass die klassische Tischlerhandschrift verlorengeht.

Zwischen Statement-Piece und Alltagsheld

Während Caroline Nußbaum aus Birkenfeld mit ihrem Wohnzimmerschrank in Eiche/Ahorn eine Hommage an klassische Schreinerkunst ablieferte – inklusive einem clever mittig herausnehmbarem Kastenmodul – setzte Matthias Thielen auf Emotion: Sein Schaukelstuhl aus Rüster und Weißbuche ist bequem und sorgt für ein Lächeln bei jedem, der ihn ausprobiert. „Braucht keiner, will jeder“, sagte der junge Meister lachend – und hatte recht: Der Stuhl wurde während der Ausstellung vom Publikum gerne „angeschaukelt“.

Eher pragmatisch ging Alexander Weber bei der Planung seines Meisterstücks vor: Der hauptberufliche Feuerwehrmann und leidenschaftliche Fliegenfischer konnte noch ein Aufbewahrungsmöbel gebrauchen, das seine Angelutensilien elegant verschwinden lässt. Andere Meisterstücke, wie das modulare Regalsystem aus Nussbaum, der multifunktionale Schminktisch mit Intarsien oder das Hifi-Möbel in Eiche und Wenge, zeigen, wie gut sich Handwerkskunst und modernes Wohnen verbinden lassen.

Klassiker mit Pfiff

Sideboards, Schreibtische und Kommoden – Möbelarten, die jeder kennt – bekamen in der Ausstellung ein Update. Ob mit edlen Furnieren, spannenden Materialmixen oder durchdachten Funktionen wie versteckten Fächern und ausklappbaren Arbeitsflächen: Die Stücke beweisen, dass Eigenschaften wie praktisch und schön im Tischlerhandwerk keine Gegensätze sind, sondern gerade den Reiz ausmachen.

Auffällig ist der Trend zu Materialkombinationen: Massivholz wird oft mit Linoleum, Metall oder Steinoberflächen ergänzt, um haptische und optische Kontraste zu schaffen. Furnierte Flächen in Edelhölzern wie Nussbaum wirken edel, während Brettbauweisen in Eiche eher robust und rustikal daherkommen. Möbel mit klaren Linien und modularen Konzepten passen in den urbanen Wohntrend, während Einzelstücke wie der Schaukelstuhl oder das Phonomöbel mit Plattenspieler eher emotionale, nostalgische Akzente setzen.

Die Meisterstücke 2025 sind Ausdruck einer Generation, die Handwerk als Bühne für Individualität versteht. Jedes Möbel erzählt eine Geschichte – von den Menschen, die es gebaut haben, und den Ideen, die sie antreiben. Sie sind nicht nur Gebrauchsgegenstände, sondern kleine Manifestationen von Können, Kreativität und Charakter. Wer das verpasst hat, hat nicht nur schönes Design verpasst – sondern auch das Vergnügen, einen Platz Schaukelstuhl zu ergattern, bevor die Schlange zu lang wurde.

 Alexander Weber (38) aus Gerolstein (Rölen und Mayer, Gerolstein)

„Ich bin jemand, der gerne lernt und sich weiterbildet. Ich wollte schon lange meinen Meister machen, aber jetzt hat es gerade zeitlich gut gepasst. Den Meister habe ich vor allem aus Liebe zum Handwerk gemacht und um fachlich dazu zu lernen. Stressig fand ich die Ausbildung nicht. Im Gegenteil, ich hatte viel Spaß. Mit dem Meisterbrief stehen mir alle Wege für die Zukunft offen. Das ist mir wichtiger als der Titel an sich.“

 Matthias Thielen (34) aus Trier (Theater Trier, Requisite)

„Der Meister bedeutet für mich die Möglichkeit, meiner eigenen Stimme mehr Gewicht zu verleihen und mehr Verantwortung zu tragen. Mit dem Titel in der Tasche ist man auf hochinteressantere Aufgaben im Schreinerhandwerk gut vorbereitet. Die Meisterausbildung war eine anstrengende Zeit, die sich aber definitiv gelohnt hat. Von dieser schönen Erfahrung werde ich für den Rest meines Lebens zehren.“  

 Caroline Nußbaum (25) aus Birkenfeld (Schreiner Stieh, Birkenfeld)

„Mein Vater hat einen Schreinerbetrieb in Oberrombach, da bot es sich einfach an, den Meisterkurs zu machen – vor allem auch vor dem Hintergrund, eines Tages vielleicht den Betrieb zu übernehmen. Der Meisterlehrgang war für mich zwar eine anstrengende Zeit und sehr schweißtreibend, aber es hat sich gelohnt! Ich bin stolz, mit 25 Jahren schon Meisterin zu sein.“ 

 Michael Schmidt (36) aus Trier (Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier)

„Mein Meisterstück ist ein Phonomöbel, da wir zuhause gerne Platten hören. Ich finde es wichtig, dieses Stück Musikkultur zu erhalten. Und auch das traditionelle Schreinerhandwerk muss man bewahren. Ein komplettes Möbelstück selbst per Hand herstellen zu können, bedeutet mir viel – ebenso der Meistertitel. Ich bin auch gerne ein gutes Vorbild für meine Kinder, dass sich lebenslanges Lernen lohnt.“