Fahrzeuglackierer
HWK: Constanze Knaack-Schweigstill

ÜLU-ProjektNardograu wie ein Nigelnagelneuer – Umstyling für ein umgebautes E-Mobil

Heck- und Motorhaube, Türen und Griffe, Blinker und viele andere Teile sind bereits ausgebaut.  Radkappen? Schon aufbereitet. Jetzt geht’s im Innenraum weiter. Die Innenverkleidung der Tür muss noch raus. Verkabelungen abknipsen oder abkleben, Gummiabdichtungen und Zierleisten entfernen, und und und. Alles, was die Lehrlinge vor dem Lackieren nicht demontieren, bekommt beim Besprühen Farbe ab. Und: Die Karosserie muss vor dem Auftragen blitzblank sein. Sehr sauberes Arbeiten ist das A und O im Fahrzeuglackiererhandwerk.

 Fünf Tage Arbeit – das zahlt sich am Ende aus. Nach dem Lackieren in der Handwerkskammer Trier erstrahlt der Audi A2 wie nigelnagelneu in Nardograu. Für die angehenden Fahrzeuglackiererinnen und -lackierer ist dieses Projekt der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung ideal, um sich auf die praktische Prüfung vorzubereiten. Zu Ausbildungszwecken hatte die Berufsbildende Schule Gestaltung und Technik (BBS GuT) in Trier den Benziner von der Kfz-Innung Trier Saarburg geschenkt bekommen. Schülerinnen und Schüler hatten ihn dann in der BBS GuT in monatelanger Arbeit zum Elektromobil umgebaut.

 Viele Hände aus verschiedenen Klassen und Handwerksberufen hatten daran mitgearbeitet, unter der Leitung der Lehrer Thomas Brach und Norbert Sudhoff. 95 Prozent der Arbeit am Auto haben die Schülerinnen und Schüler selbst gemacht, betonen die Lehrer. Das sei ihnen wichtig gewesen. Über die Zusage der HWK, dass das Auto im Rahmen der ÜLU dort lackiert werden konnte, haben sie sich gefreut. Ausbildungsmeister Thorsten Bauerfeld, der die Azubis in der HWK beim Lackieren angeleitet hat, lobt das Engagement der zehn Lehrlinge: »Sie waren mit Feuereifer bei der Sache! Solche außergewöhnlichen Projekte sind bestens dafür geeignet, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern.«

Die Hälfte der Gruppe im dritten Lehrjahr besteht aus jungen Frauen. Das ist ein Trend: Immer mehr Mädchen lassen sich zur Fahrzeuglackiererin ausbilden. Waren es in der Region Trier im Jahr 2013 noch fünf von 43, so waren es im Jahr 2023 schon elf von 35. Celine Mehrfeld (22) vom Autohaus Kuhlo in Wittlich ist eine von ihnen. Für sie war es die erste Komplettlackierung: »Schon cool, die ganze Planung, Vorbereitung und Teamarbeit so mitzuerleben – etwa die Stromversorgung abzunehmen, das Auto nur durch Anschieben zu bewegen oder die Temperatur zum Trocknen bei maximal 60 Grad zu halten. Vorher hatte ich eher kleinere Bereiche, Einzelteile und Reparaturen gemacht.« Kollegin Julia Schey (21) vom Lackwerk in Badem fand besonders die Teamarbeit spannend: »Da wir in dieser Woche zu zehnt an dem Auto zugange waren, mussten wir Hand in Hand arbeiten. Ich bin stolz darauf, bei diesem Pionierprojekt dabei gewesen zu sein und dass wir es so gut geschafft haben.«

 Stolz auf seine Arbeit ist auch Azubi Dejan Pijetlovic (26) von der Truck-Center Backes GmbH in Olzheim. Der Kfz-Mechatronikergeselle war einer von Dreien aus der Gruppe, die der Karosserie mit Sprühpistole und der »Lizenz zum Lackieren« ein neues Outfit verpasst haben. Daniel Nuss (18) von der Heistergruppe in Trier ist ebenfalls froh, mit von der Partie zu sein: »Für uns ist das eine gute Vorbereitung auf die Prüfung, weil hier jeder alle Arbeitsabschnitte einmal durchlaufen hat. Die Teamarbeit ist eine Herausforderung, macht aber auch Spaß.« Im letzten Schritt wollen nun die Schilder- und Lichtreklameherstellerlehrlinge Hand anlegen. Dann steht das E-Mobil für weitere Schulungen zur Verfügung. Im Einsatz ist es bei Bedarf auch für Fahrten, die in der Schule anfallen.

 Der Umbau des Autos ist Teil des Projekts Zukunftsschmiede Berufsschule. Neben der HWK haben die Nikolaus Koch Stiftung und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) das Vorhaben unterstützt. Für ihre Projektidee hatte die Klasse im November 2018 einen Preis von der Nikolaus Koch Stiftung erhalten. Bis nach Südamerika schlug die Aktion Wellen: In Brasilien wird nun der Prototyp eines elektrisierten Strand-Buggys konzipiert – angestoßen vom EIC Trier IHK/HWK Europa- und Innovationscentre und praktisch unterstützt von der BBS GuT.