
BTZ-Neubau im Passivhausstandard: Handwerker bereiten den Boden für die 30 Zentimeter dicke Dämmschicht vor. Darüber kommen Folien und eine ebenfalls 30 Zentimeter dicke Bodenplatte aus Beton.
Fachkräftesicherung im Mittelpunkt der HWK-Vollversammlung Nachwuchs qualitativ hochwertig ausbilden und binden
Die Stimmung im Handwerk ist nach wie vor gut. Doch könnten die Auftragsbücher noch voller sein, sofern es mehr Fachkräfte gäbe, sagte Kammerpräsident Rudi Müller zum Auftakt der HWK-Frühjahrsvollversammlung. Wichtigste Aufgabe sei es, Lehrlinge und Fachkräfte selbst mit hoher Qualität auszubilden und später fortzubilden. Sich als attraktiver Arbeitgeber und Ausbilder zu präsentieren, sei das A und O. Beim Aufbau einer Arbeitgebermarke sei die Kammer behilflich, betonte Müller.
Zur Nachwuchssicherung und Ausbildungsförderung setzt die Kammer alle Hebel in Bewegung: mit breitgefächerten Angeboten zur Berufsorientierung in Schulen, mit der Teilnahme an Ausbildungsmessen, mit Maßnahmen in ihren Bildungszentren und – ganz neu – mit der vom Land geförderten „Ferienwerkstatt Handwerk" im Sommer und Herbst. „In Zeiten von X-Box und Tablet müssen wir das Interesse der jungen Leute für das Handwerk wecken und ihre motorischen Fähigkeiten wieder aufdecken“, sagte Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf. „Darauf zielen all unsere Anstrengungen ab." Zugleich räumte er ein, dass „nicht alle Auszubildenden gleichermaßen ausbildungsfähig“ seien. Die Kammer werde daher in enger Abstimmung mit den Innungen das Nachhilfeangebot für Lehrlinge ausweiten – zur Vorbereitung auf die Gesellenprüfung und als Hilfestellung bei Lese- und Rechtschreibschwächen.
Unterdessen bemüht sich die HWK um weitere Zielgruppen, etwa um die Integration von Flüchtlingen und Migranten. Da aber nicht jeder Flüchtling für die Arbeit im Handwerk geeignet sei, so Bettendorf, werde die Kammer den Umfang und den Schwerpunkt der Anstrengungen „kritisch überdenken und, wo es sinnvoll ist, auch nachsteuern." So verlagere die Kammer ihre Integrationsarbeit mehr auf die Anerkennung von Berufsabschlüssen, welche die Flüchtlinge bereits im Ausland erworben haben.
Eine weitere Voraussetzung ist bei der Fachkräftesicherung hilfreich: die verbesserte Aufstiegsförderung mit besseren Bedingungen beim Meister-BAföG, die aufgestockte Begabtenförderung sowie der neue Meisterbonus I und II. Diese positive Entwicklung deutete der HWK-Chef so: „Die Meisterausbildung erhält von der Landesregierung den Stellenwert, der dem Handwerk zusteht – ein Nachteilsausgleich im Hinblick auf die akademische Bildung." Diesen Nachteil zu beseitigen, habe die HWK als Interessenvertreterin des Handwerks seit Jahren gefordert. Auch beim Thema Breitbandausbau hätten die Bemühungen gefruchtet, betonte Bettendorf: „Das Land hat uns zugesagt, bis 2019 eine flächendeckende Versorgung mit einer Übertragungsrate von 50 MBit pro Sekunde zu garantieren."
Als Mammutaufgabe zur Sicherung von Fachkräften gilt der Neubau des HWK-Bildungszentrums. Projektleiter Thomas Sandner informierte die Vollversammlung über den Fortschritt der Bauarbeiten. Derzeit stehen das Dämmen und anschließend das Betonieren der Bodenplatte an. Zugleich laufen die Vergabeverfahren an. Ende April 2019 soll der Neubau fertig sein. Interessenten können die Bauarbeiten per Webcam hier „live“ verfolgen.