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Karl-Heinz Schwall

Stuckateur mit Faible für historische Gebäude geht in seinem Beruf aufLehrling des Monats Arkadiusz Solak aus Wittlich mag auch knifflige Aufträge

Arkadiusz Solak mag ältere Gebäude. An das Haus seiner Großeltern in Polen erinnert sich der 20-Jährige noch gut: „Die hohen Stuckdecken in dem Altbau fand ich immer sehr schön.“ In der Schule waren Sprachen, Kunst und Musik seine Lieblingsfächer. Da lebte er mit seiner Familie schon längst in Deutschland. Später half er gerne im Fliesenlegerbetrieb seines Vaters aus. Nach der 11. Klasse verließ Arkadiusz das technische Gymnasium in Wittlich, um „endlich etwas Praktisches zu machen. Die Schreibtischjobs überlasse ich gerne anderen“, sagt er. Um den richtigen Beruf zu finden, machte er in den Ferien einige Praktika, etwa als Schreiner oder Straßenbauer.

 

Den Volltreffer landete er in der Putz und Stuck Biedlingmaier GmbH & Co. KG in Altrich (Eifel) –  anschließend hatte er einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. „Vorm Arbeiten in der Höhe hatte ich anfangs Respekt“, räumt der Stuckateurlehrling ein, „aber man gewöhnt sich daran. Ansonsten hat alles gepasst. Der Beruf ist sehr vielseitig und abwechslungsreich. Ich bin fast jeden Tag auf einer anderen  Baustelle, und auf jeder gibt es neue Herausforderungen.“ Gerade das, findet Arkadiusz, mache den Reiz aus: „Einfache Lösungen? Langweilig! Oft muss ich improvisieren.“ Allerdings nicht auf Kosten der Qualität, denn am Ende müsse alles perfekt sein: „Auch wenn ich in einem engen Heizungsraum nicht gut an die Ecken komme, will ich hundertprozentige Arbeit abliefern.“

 

Knifflige Aufgaben gelöst zu haben, empfindet er als Bestätigung dafür, alles richtig gemacht zu haben. Besonders freue er sich über Aufträge, bei denen außergewöhnliche Techniken zum Einsatz kommen: „Neulich durfte ich einem Altgesellen im Außenbereich helfen. Dabei konnte ich mir einiges abschauen.“ Auch die in der Lehre vermittelten Rabitzarbeiten – heute meist durch Trockenbauten ersetzt – sind genau sein Ding: „Kenntnisse in Drahtputz zu haben, ist für Restaurationsarbeiten wichtig.“ Stuckausschmückungen von Neubauten hingegen würden heute eher selten nachgefragt. Er fände das zwar schade, sagt Altbau-Anhänger Arkadiusz, er arbeite aber auch gerne an einfacher Fassadengestaltung. Und wer ihn zu Hause in Wittlich besucht, könne im Flur ein von ihm selbst gezogenes Gesims bewundern.

 

„Darauf werde ich oft angesprochen“, sagt Arkadiusz. „Wer aufs Handwerk setzt, bekommt halt immer etwas Besonderes und Individuelles. Styroporleisten aus dem Baumarkt können da nicht mithalten“, ist er überzeugt. „Bei Kleidern von der Stange zum Beispiel muss man damit rechnen, dass sie schlecht sitzen. Vom Maßschneider hingegen bekommt man einen perfekt sitzenden Anzug. In meinem Beruf ist das ähnlich.“ Doch nicht nur mit Gestaltung, sondern auch mit Raumklimaoptimierung, Wärmeeinsparung oder Energieeinsparverordnung kennt der Lehrling sich aus. Als er beim Umzug seiner Eltern „sechs Schichten Tapeten von der Wand holte“, wie er erzählt, habe er dort mineralischen Putz aufgetragen. „Das ist ökologisch und sorgt für ein besseres Wohlbefinden.“

 

Nach zwei Jahren betreut er einige Kunden schon selbstständig. Welches Material hilft beim Energiesparen? Wie dick muss die Wand sein? Mit  Stein- oder Glaswolle dämmen? Was ist hitzebeständiger? Auf all das hat der Auszubildende, der in seiner Freizeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Wittlich mitmischt, eine Antwort.

 

Nicht nur im Betrieb, auch in der Schule ist der qualitätsbewusste und äußerst lernbereite Auszubildende auf Zack. Zwei Zweier im Zeugnis zählen zu seinen schlechtesten Noten. Aufgrund guter Leistungen kann er die Lehre um sechs Monate verkürzen. Auch die Handwerkskammer lobt seinen Einsatz und kürte ihn jetzt zum „Lehrling des Monats“. Kammerpräsident Rudi Müller übergab die Urkunden im Unternehmen, an Arkadiusz und auch an seinen Ausbildungsbetrieb.  

 

Nach der Lehre will Arkadiusz erst einmal Berufserfahrung sammeln, später den Meister machen, „irgendwann einen eigenen Betrieb gründen und selbst einmal Lehrlinge ausbilden.“ Diese Pläne unterstreichen sein großes Anliegen: Altes zu erhalten und weiterzuführen, was Generationen vor ihm begonnen haben. Und dieser Wunsch ist nicht auf Kulturgüter wie Bildung oder Gebäude beschränkt: „Es würde mich freuen, wenn auch das Handwerk weiterlebt.“