
AusbildungserfolgGeneration Z: Stark durch Hilfestellung
Schwierigkeiten in der Ausbildung? ÜLU-Pädagogen der HWK unterstützen Lehrlinge
Max macht eine Lehre zum KFZ-Mechatroniker, kommt aber in der Ausbildung nicht richtig mit. In der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) ist er unkonzentriert, versteht oft schon die Theorie nicht und ist auch in der Praxis überfordert. Seine Noten in der Berufsschule sind ebenfalls nicht ausreichend. Wenn sich das Blatt nicht wendet, wird er seine Gesellenprüfung voraussichtlich nicht schaffen. Max ist kein Einzelfall. Soziale Probleme, die den Ausbildungserfolg junger Menschen gefährden, häufen sich. Hier werden die ÜLU-Pädagogen der Handwerkskammer aktiv.
Im Campus Bau der HWK in Kenn startete das Pilotprojekt »Sozialpädagogische Begleitung der Stufenausbildung Bau« im Sommer 2019 mit finanzieller Unterstützung der Nikolaus Koch Stiftung. Seitdem erhalten die Lehrlinge sozialpädagogische Unterstützung, wenn sie Schwierigkeiten in der Ausbildung haben. Die Aufgabe der ÜLU-Pädagogen besteht darin, Auszubildende durch die Ausbildung zu begleiten und bei einem erfolgreichen Abschluss zu unterstützen. Unterschiedliche Leistungsniveaus, private Krisen, Konflikte, mangelndes Interesse und andere Problemlagen beeinträchtigen nicht nur den Lernerfolg, sondern erschweren den Lehrkräften das Unterrichten. Mit den ÜLU-Pädagogen Vera Wagner und Ralf Mehler haben die Azubis dank »ÜLU plus« seit nunmehr zwei Jahren auch in der HWK am Standort Trier sozialpädagogische Unterstützung. Das Projekt wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz gefördert.
»Zu Beginn der neuen Kurse gehen wir durch die Werkstätten und stellen den Auszubildenden unser Angebot vor. Wir stehen ihnen während der ÜLU jederzeit zur Verfügung«, sagt Vera Wagner. Für den Ausbildungserfolg sei es unabdingbar, dass die Lehrlinge sich ihrer Eigenverantwortung stellen: »Es ist wichtig, dass sie einsehen, dass nur sie selbst etwas an ihrer Lage ändern können.« Denn häufig erfahren die ÜLU-Pädagogen, dass die Jugendlichen zumeist andere in der Verantwortung sehen, wenn ihre Ausbildung nicht rundläuft.
»Wir erleben dann oft, dass sie Misserfolge ihrem Umfeld zuschreiben«, sagt Ralf Mehler: »So habe etwa die Lehrkraft die Aufgabe unklar formuliert oder den in der Prüfung abgefragten Stoff im Unterricht nie behandelt. Ähnlich verhält sich beim Thema Unpünktlichkeit. Mancher Azubi sieht es nicht ein, einen Bus früher zu nehmen und dann zwanzig Minuten auf den Unterrichtsbeginn zu warten. Lieber nimmt er den nächsten Bus und kommt dann zu spät.«
Ein problematisches Elternhaus, zwischenmenschliche Konflikte im Betrieb, fehlende Berufsreife oder auch gesundheitliche Beeinträchtigungen: Die Probleme der Auszubildenden, die sozialpädagogische Begleitung brauchen, sind oft vielschichtig. »Oft hilft es den jungen Menschen schon, wenn sie sich aussprechen können. Manchmal ist es genau die Lösung, ‚nur‘ zuzuhören«, sagt Vera Wagner. »Aber wir können immer Tipps geben, wie man mit zwischenmenschlichen Konflikten umgehen kann oder welche Möglichkeiten es in der Ausbildung gibt, um die Situation zu verbessern. Sofern es nötig und der Auszubildende einverstanden ist, nehmen wir Kontakt zum Ausbildungsbetrieb oder zur Berufsschule auf und vermitteln zwischen den Konfliktparteien. Denn ein häufiges Problem ist schlichtweg mangelnde Kommunikation auf beiden Seiten. Wir organisieren aber auch Nachhilfeangebote und unterstützen bei Alltagsfragen.«
Max hatte zunächst »keine Ahnung«, wie er seine Leistungen verbessern kann. Außer einem lakonischen »wird schon« hatte er kein erfolgversprechendes Konzept. »Ich schaue mir den Stoff vor der Gesellenprüfung noch kurz an«, erklärte er Vera Wagner. Doch der Sozialpädagogin ist es gelungen, ihm klarzumachen, dass er selbst es in der Hand habe, die Gesellenprüfung erfolgreich abzuschließen und die Weichen für seine berufliche Zukunft zu stellen. Nun hat Max sich vorgenommen, Nachhilfe in Anspruch zu nehmen und regelmäßig zu lernen.
Es gehe jedoch nicht auf Biegen und Brechen darum, die Ausbildung aufrechtzuerhalten, betont Vera Wagner. »Manchmal stellt sich im Gespräch mit dem Lehrling heraus, dass er im falschen Beruf und daher für die Ausbildung ungeeignet ist. Das kommt etwa dann vor, wenn er eine falsche Vorstellung von seinem Beruf hatte.« In solchen Fällen rät die Sozialpädagogin dem Betroffenen dazu, es mit einer anderen Ausbildung zu versuchen, die besser zu ihm passt. »Und wenn der Jugendliche im Handwerk bleiben möchte, vermitteln wir gerne einen Beratungstermin mit unserer Abteilung Ausbildung in der HWK. Letztendlich geht es ja darum, den jungen Menschen eine gute und erfolgreiche Ausbildung zu ermöglichen.«